LB-Pestalozzi

Der Bund, 26.1.21

Veraltete Prognosen
Eine Personenunterführung zwischen Hirschengraben und Bahnhofzugang Bubenberg sei zwingend, sogar wenn der Bahnhofplatz bald autofrei werden sollte. Dieses behördliche Fazit basiert auf fragwürdigen planerischen Vorgaben und veralteten Verkehrsprognosen.
Bedenklich, dass sich eine Mehrheit im Stadtrat derlei Bären aufbinden liess und vor «Chaos» warnt, sollte das Stadtberner Stimmvolk am 7. März die 112-Millionen-Kreditvorlage verwerfen. Nein, nach Inbetriebnahme des neuen Bahnhofzugangs Bubenberg Ende 2027 wird es ohne 33 Millionen Franken teure Platzunterführung bestimmt nicht zum Verkehrskollaps kommen.Vergessen wir nicht: Noch vor 30 Jahren fuhren werktags mehr als 30’000 Autos über den Bubenbergplatz. Bis 2027 sollens bloss noch 20 Prozent hiervon sein. Und wenige Jahre später dürfte der Durchgangsverkehr gänzlich unterbunden werden, womit in der Spitzenstunde nebst dem Zweiradverkehr nur noch knapp 300 Motorfahrzeuge (Wirtschaftsverkehr und ÖV) auf dem Bubenbergplatz verkehren werden. So will es eine im Stadtrat deutlich überwiesene Motion, und so wird es in Bälde zweifellos auch das Stimmvolk wollen. Die Lichtsignalanlage am Knoten Bubenbergplatz/Hirschengraben wird daher die aus dem neuen Bahnhofzugang resultierenden grossen Fussgängerströme auch langfristig bewältigen – ohne grössere Zeitverluste für den Strassenverkehr. Zumal die Verkehrsspitzen in Zukunft weit weniger ausgeprägt sein werden – dank Homeoffice und Flexibilisierung der
Arbeits- und Schulzeiten. Katastrophenszenarien sind somit fehl am Platz.


Pierre Pestalozzi, Wabern,
Raum- und Verkehrsplaner